Zirkuläres Bauen
am Beispiel des Pilotprojektes Primeo Energie Kosmos
Projektjahr: 2020-2022
Architektur: Rapp Architekten
Leitender Architekt: Jacek Więckowicz
Bryum Ladschaftsarchitekten: Martin Beck
Lounge-Möbel: Wings for Living
Planungsteam & Bauherrenvertretung: Christina Bronowski, Leiterin Entwicklung Immobilien, Basel-Stadt; (Primeo Energie, GPL & PL Bau bis 31.7.21); Benjamin Hänzi (Planconsult GPL interim bis 31.12.21),
Dirk Bachstädt (Primeo Energie, PL Bau ab 1.9.2021), Wolfgang Szabo (Primeo Energie, GPL ab 1.1.22)
Projektleitung PL Inhalt & Szenografie: This Oberhänsli (Primeo Energie)
Klima & Energie / Klima & Bau
- Für den Energieanbieter Primeo Energie entstanden in Münchenstein/BL ein neuartiges Besucherangebot zu den dringendsten Fragen unserer Zeit: Nachhaltigkeit, Klima & Energie, bzw. Klima & Bau. Mit der Lernwelt, dem Science Center zu Klima und Energie und der Multimediaschau zu speziellen Energieorten leistet Primeo Energie einen Beitrag zur Sensibilisierung einer breiteren Öffentlichkeit.
- Das Visitor Center ‚Primeo Energie KOSMOS’ wirft einen neuartigen Blick auf unseren blauen Planeten. Verhaltensänderungen rund um ‚Klima und Energie‘ gehören mit zu den grössten Herausforderungen unserer Zeit. Nur als Ganzes und nur als Gemeinschaft leisten wir einen Beitrag zum Erhalt unserer Welt für nachkommende Generationen. Am Beispiel von ‚grauer Energie’, zirkulärem Bauen und Re-Use wird nachhaltige Entwicklung als Wettkampf rund um Wirtschaft, Umwelt und Gesellschaft erkennbar. Ein Wettkampf, welcher gewonnen werden werden muss.
Klima & Bau
Die Sonderausstellung ‚Klima & Bau‘ bildet eine Klammer vom Re-Use-Pionier-Gebäude zum ausserschulischen Lernangebot ‚Klima &n Energie‘. Die Vermeidung von CO2, der sorgsame Umgang mit Ressourcen, sowie die Nutzung von grauer Energie stehen dabei im Vordergrund. Das Gebäude sowie weite Teile des Innenausbaus bestehen aus recycelten und weiterverwendeten Baumaterialien sowie aus nachwachsenden Rohstoffen. Mehr unter: Klima & Bau – Re-Use.
LOGO: Die Sitzlounge auf dem Dach präsentiert erstmals in der Schweiz Möbel aus ehemaligen Rotorblättern einer Windkraftanlage und lässt diese Konstrukte hautnah erleben.
LABO: Die Re-Use-Materialien lassen sich in einer Vitrine ertasten und besichtigen. Ein Wettbewerb führt quer durch das ganze Gebäude, wo sich die Materialien in ihrem zweiten Leben wiederfinden.
INFO: Die Stelenausstellung auf drei Stockwerken versammelt die interessantesten Informationen zu Klima & Bau. Die Thematik der klimafreundlichen 7 R’s auf dem Dachgeschoss beschreibt die Möglichkeiten wie wir alle unser Leben klimafreundlicher gestalten können. Die Re-Use-Thematik im 2. Obergeschoss zeigt auf, wie wir Klima und Bau so verbinden können, dass eine ganze Menge an grauer Energie eingespart werden kann. Klima & Bau im 1. Obergeschoss thematisiert weitere Aspekte der Nachhaltigkeit mittels zirkulärem Bauen.
Klima & Bau
Die Grundlage für eine nachhaltige Entwicklung im Hinblick auf die Energiewende bilden die drei D’s für Dekarbonisierung, Dezentralisierung und Digitalisierung.
Die 7 R’s für mehr Nachhaltigkeit haben einen verantwortungsvollen Konsum zum Ziel, auch im Bausektor. Als Leuchtturmprojekt werden in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Energie und der EPFL Lausanne wesentliche Prinzipien zur Schonung natürlicher Ressourcen vereint.
Der grösste Hebel im Klimaschutz und in der Vermeidung der Emission von CO2 ist im Falle des neuen Publikumsangebotes der Primeo Energie KOSMOS der Erhalt und die Wiederverwendung des bestehenden Museumsgebäudes trotz aller betrieblichen und gestalterischen Einschränkungen. Die Umnutzung des Gebäudes erübrigt den Abbruch und spart so am meisten graue Energie. Diese Form der Nachhaltigkeit, klassisch eine Sanierung, wird neudeutsch auch mit ‚Refit & Repurpose‘ umschrieben.
Als Pionierprojekte hat das Re-Use-Engagement von Primeo Energie Kosmos die Aufmerksamkeit der deutschen Nachbarn geweckt. Das ZDF besuchte für seine Reportage zum Thema ‚Zirkuläres Bauen‘ sowohl das Material-Zwischenlager der Strommastenteile für die Gebäudehülle des Science Centers Kosmos wie auch für die neue Primeo Energie Recyclingstelle. (Ausstrahlung Terra Xpress, ZDF vom SO 27.2.2022)
Vorhandene Bauteile auch bei Neubauten wiederzuverwenden, anzupassen und allenfalls gar zu reparieren oder zweckentfremdet einzusetzen, spart Energie und Ressourcen, um neues Baumaterial zu produzieren. Der offensichtlichste Einsatz von gebrauchtem Material wird sich in der äusseren Stahlstruktur des Neubaus zeigen, welcher aus Metallteilen ehemaliger Strommasten bestehen wird.
‚Re-Use & Repair‘ sind hier die entsprechenden Stichworte aus der Kreislaufwirtschaft. Begrenzt durch die selbstauferlegte Projektregel Leertransporte zu vermeiden und die Materialien in einem Radius von 100 km um den Standort Münchenstein zu beschaffen, wird das ‚urban mining‘ zu einer weiteren Grundlage des Neubaus.
Wirtschaftlich und technisch am anspruchsvollsten gestaltet sich zu Zeit noch die Wiederaufbereitung von Abbruchmaterial. Die Planung sieht daher einen Holzständerbau aus regionalem Holz vor, dessen Bodenplatte, soweit statisch möglich, aus recycelten Materialien bestehen wird. Für die Zukunft dürfte das klassische ‚recycling‘ ein grosses Potential zur Schonung von mineralischen Baustoffressourcen haben.
- Platten, Lavabos und weitere Elemente aus Restpostenbeständen.
- Photovoltaikanlage aus alten und neuen Paneelen.
- Holzdecken aus regionalem Holz. Dachbelag, Bodenbeläge und Platten aus zweiter Hand.
- Stahlhülle aus ehemaligen Strommasten.
- Wände aus dem nachwachsenden Rohstoff Holz. Wenn möglich aus regionaler Produktion.
- Einbaumöbel aus wiederverwendeten Transportkisten, Abfallholz und Sanitärrohren.
- Bodenplatte und Fundamente aus Recyclingbeton.
- Fassadenverkleidung aus Abschnitten und Restposten eines anderen Projekts, die sonst als Abfall entsorgt würden.
Sonderausstellung Klima & Bau
Rethink – Refuse – ReUse – Reduce – Repair – Recycle – Recover
Als übergeordnete Klammer hält das Thema ‚Re-Use‘ und damit der sorgsame Umgang mit Ressourcen sowie mit grauer Energie das Thema ‚Klima & Energie‘ zusammen. Bei der Wiederverwendung von bereits produzierten Bauteilen wird eine CO2-Einsparung von 70% angestrebt. Die Gebäudehülle sowie weite Teile des Innenausbaus bestehen aus recycelten und weiterverwendeten Baumaterialien.
Vorgeschichte
Klima & Bau – Zirkuläres Bauen – Re-Use
Zirkuläres Bauen: Die Erfahrung zeigt, dass es nebst der Planung und Überzeugung von Bauherr und Architekt auch bei allen weiteren Gewerke die Bereitschaft braucht, sich auf ein neues Vorgehen und eine neue Umsetzung einzulassen.